Deep Dive

Mentoring – im Tandem den Weg nach oben ebnen

Die Transformation des Gesundheitssystems bedingt nicht nur technologischen und strukturellen Wandel, neue Arbeitsformen sowie funktionsübergreifende und intersektorale Zusammenarbeit, sondern auch veränderte Führungsebenen und -formen. Um ein gesundes System mit zukunftsfähigen, nachhaltigen Lösungen zu schaffen, brauchen wir die Ausgewogenheit männlicher und weiblicher Kompetenzen, Werte und Fähigkeiten auf den bisher noch männlich dominierten Führungsebenen in der Gesundheitswirtschaft und im Gesundheitswesen. Eine Veränderung des Systems geht nur Hand in Hand mit Männern und Frauen. Wir wissen aus verschiedenen Studien, dass heterogene Entscheidungsgremien innovativer und effektiver sind als homogene Teams. Sie sind besser in der Lage, neue Perspektiven einzunehmen und andere Werte in den Mittelpunkt zu stellen. Und sie treffen aus der Heterogenität heraus bessere und tragfähigere Entscheidungen für ihre Organisationen.  

"Gefragt sind (Future) Leader, die sehr gut kommunizieren und Gefühle zeigen können, die eher Mentor:innen als Machtmonopolist:innen sind."

Katharina Schmidtke | Geschäftsführerin & HCF-Vorständin | LinkedIn | Copyright: Privat

Um mehr Frauen in höhere Positionen zu bringen, ist Mentoring ein wirkungsvolles Instrument. Beim Mentoring geht es vor allem um individuelle strategische Schritte bei der Karriereplanung, die Vermittlung von Kontakten und Netzwerken sowie die Reflexion der aktuellen Situation durch eine außenstehende Person. Dank des Austauschs mit einer erfahrenen Führungspersönlichkeit kann es dem oder der Mentee gelingen, Klarheit über eigene Ziele, geeignete Vorgehensweisen, vorhandene Fähigkeiten und Bedürfnisse zu gewinnen. Zudem eröffnet das Mentoring neue hilfreiche Kontakte durch das Netzwerk des Mentors oder der Mentorin. Die Healthcare Frauen (HCF) e.V. bieten mit ihrem HCF Mentoring-Programm ein von der Deutschen Gesellschaft für Mentoring zertifiziertes, mehrstufiges One-to-One-Mentoring, das seit 2009 dazu beiträgt, den Aufstieg weiblicher Potenzialträgerinnen innerhalb von Healthcare-Unternehmen zu beschleunigen. 

 

Reflexion, Perspektivenwechsel und Strategieentwicklung 

Die Mentorinnen des HCF Mentoring-Programms sind in der Gesundheitsbranche oder im assoziierten Dienstleistungsbereich im Top-Management tätig, aber nicht in demselben Unternehmen wie ihre Mentees. Voraussetzung für ihre Mentorinnentätigkeit ist neben der HCF-Mitgliedschaft ein intensives Training, das sie auf die Rolle als Mentorin vorbereitet. Drei Themenkomplexe stehen bei der Zusammenarbeit von Mentorin und Mentee im Fokus: Führung, Kommunikation und Mindset. Denn Mentoring ist mehr als das Planen der weiteren Karriere auf dem Skizzenbrett – es ist ein intensiver Prozess, der sich sowohl auf die berufliche wie auf die persönliche Entwicklung auswirkt. Die Auseinandersetzung mit Fragen zu Werten und Politik im Unternehmen ist ebenso wichtig wie ein klares Bewusstsein für sich, seine Fähigkeiten und Ressourcen zu entwickeln und persönliche Ziele zu definieren.

Nora Möller | Geschäftsführerin & HCF-Beirätin Mentoring | LinkedIn | Copyright: Dominique Brewing

Die Mentorin tauscht sich ein Jahr lang intensiv bei monatlichen Treffen mit ihrer Mentee aus, reflektiert Situationen, erarbeitet gemeinsam mit ihr Strategien und Lösungsansätze, zeigt neue Perspektiven auf. Mentees gewinnen aus meiner Sicht vor allem an Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein“, sagt HCF-Mentorin Hilke Schröder-Rumsfeld, Sprecherin Beirat Kommunikation & Agile Lerncoach. „Sie treten als Folge des Mentorings souveräner auf, lernen zu delegieren und sich abzugrenzen, setzen mehr Fokus auf ihre Führungsaufgaben.“ Wer klare Vorstellungen von sich und seinen Zielen hat, kann entschlossen und geradlinig agieren. Die Tandemarbeit trage dabei für beide Seiten Früchte: „Der Austausch öffnet für Mentee wie Mentorin die Perspektive. Als Mentorin lerne ich, die Perspektive der Jüngeren einzunehmen und zu verstehen, gleichzeitig profitiere ich von ihrem Know-how als Digital Natives“, so Schröder-Rumsfeld.

 

Mit dem Blick des anderen Geschlechts mehr erkennen 

Den Perspektivenwechsel schätzt auch Jacqueline Schmidt, die als Mentee das HCF-Programm bereits durchlaufen hat. „Ich habe besonders von der völligen Unvoreingenommenheit sowie der ehrlichen und im besten Sinne ungeschönten Reflexion profitiert“, sagt die 35-Jährige, die als Director Communication Consulting arbeitet. Jüngst erlebte sie einen weiteren Perspektivenwechsel, der seit kurzem das Mentoring-Angebot der Healthcare Frauen ergänzt: Mentees können sich am Ende ihrer Mentoringzeit mit einem ausgewählten männlichen Mentor zwei Stunden lang austauschen und ihre Fragestellungen mithilfe der männlichen Perspektive reflektieren. „Die Session war einfach unglaublich!“, sagt Schmidt. „Zu Beginn gehörte die Bühne mir: Ich konnte mir alles von der Seele reden und Fragen stellen. Die Verbindung zu meinem Mentor, der aus dem gehobenen Management stammte, war unglaublich schnell da. Dadurch war es einfach, schwierige Inhalte anzusprechen und sich offen darüber auszutauschen. Ich habe vor allem das ad hoc-Feedback sehr geschätzt und fand die ehrliche Meinung sehr, sehr hilfreich.“

 

„Um einander besser zu verstehen und sich in der noch männlich dominierten Führungswelt der Branche erfolgreich zu behaupten, ist der Perspektivenwechsel für Mentees, aber auch für ihre männlichen Sparringspartner, nicht nur ein Gewinn, sondern unverzichtbar“, sagt Schröder-Rumsfeld, die auch dem HCF-Beirat Mentoring angehört. Fakt ist: Die digitale Transformation verändert den Anspruch an Führungskräfte radikal. Gefragt sind (Future) Leader, die sehr gut kommunizieren und Gefühle zeigen können, die eher Mentor:innen als Machtmonopolist:innen sind. Soft Skills wie Empathie und Vertrauen haben als Fähigkeit hohe Relevanz. Die Gewichtung von Kompetenzen verändert sich. Es ist das Zusammenspiel weiblicher und männlicher Stärken, das Führungsgremien erfolgreich im Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit macht.  

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1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Nicole Krojer am 14. Dezember 2023 um 12:50

    Großartiger Ansatz bei dem alle Akteur:innen nur gewinnen können. Die Gesundheitsbranche gewinnt dadurch an wertvollen neuen Perspektiven, die Grundlage für erfolgreiche Veränderung sind. Die Energie, die in dem Thema steckt spürt man schon beim lesen der Artikels. Danke für dieses Engagement und unbedingt weiter machen.

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