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Im Gespräch mit Jama Nateqi

Jama Nateqi | Founder & CEO Symptoma | LinkedIn | Copyright: Symptoma

Jama Nateqi ist Mediziner und Mitgründer von Symptoma.com, einem digitalen Gesundheitsassistenten. Patient:innen und Ärzt:innen geben Symptome ein, beantworten Fragen und erhalten eine Liste der möglichen Ursachen – sortiert nach der Wahrscheinlichkeit.

 

Er gründete sein erstes Unternehmen bereits im Jahr 1999, studierte Medizin in Salzburg und forschte an der Yale University. Im Jahr 2020 wurde er für seine mittlerweile 17-jährige Forschung an Symptoma zum Österreicher des Jahres ausgezeichnet. Im Jahr 2021 wurde Symptoma mit dem Houskapreis, Österreichs größtem privaten Preis für anwendungsnahe Forschung, in der Unternehmenskategorie ausgezeichnet.

 

Unboxing Healthcare: Jama, was sind die Themen, die Du im Gesundheitswesen „unboxen“ würdest? Was ist Dir in Deiner bisherigen Laufbahn aufgefallen?

 

Wir müssen das Ratespiel in der Medizin beenden. Es gibt noch so viel, was wir über die Entstehung und Verlauf von Krankheiten lernen müssen, um den Patienten ohne Restunsicherheit helfen zu können.

 

Unboxing Healthcare: Du hast Medizin studiert und dann ein erfolgreiches Start-up mitbegründet. Wie hast Du diese scheinbaren Widersprüche miteinander vereinbaren können?

 

Im Laufe meines beruflichen Lebens habe ich sowohl die Rolle des Mediziners als auch des Unternehmers eingenommen. Geboren wurde ich 1983 und mit 16 Jahren gründete ich 1999 mein erstes Start-up. Diese unternehmerische Ader blieb, als ich 2004 mein Medizinstudium begann und 2006 Symptoma ins Leben rief. In meinem Inneren gibt es zwei treibende Kräfte: Das Verlangen, Menschen zu helfen, und der Wunsch, diese Hilfe auf eine nachhaltige und skalierbare Weise anzubieten. Diese beiden Aspekte motivierten mich, sowohl den medizinischen als auch den unternehmerischen Weg zu beschreiten. Während meines Studiums wurde ich mit dem Problem der Fehldiagnosen konfrontiert. Ursprünglich war ich davon überzeugt, dass ich es durch reine wissenschaftliche Forschung lösen könnte. Aber mir wurde klar, dass eine umfassende Lösung dieses Problems am besten in einem forschenden Unternehmen zu erreichen ist. Nicht nur die Technologie spielt dabei eine Rolle, sondern auch die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle, um Innovationen erfolgreich am Markt zu etablieren.

„Menschen zu helfen und der Wunsch, die Hilfe auf nachhaltige und skalierbare Weise anzubieten...sind die beiden Aspekte, die mich motivierten, sowohl den medizinischen als auch den unternehmerischen Weg zu beschreiten.“

Cornelia Wanke | Chefredakteurin Unboxing Healthcare | LinkedIn | Copyright: Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) / Lopata

Unboxing Healthcare: Was hat Dich angetrieben, Symptoma gegen Widerstände eine Realität werden zu lassen?

 

Was mich antreibt, Symptoma trotz aller Widerstände zur Realität werden zu lassen, ist meine tiefe Überzeugung, dass jeder Patient die richtige Diagnose und Behandlung verdient. Immer wieder denke ich an die persönlichen Schicksalsschläge von Patienten, die mir begegnet sind und laufend begegnen - diese Geschichten hinterlassen bei mir immer noch eine Gänsehaut und treiben mich an, jeden Tag noch härter zu arbeiten.

 

Unboxing Healthcare: Du setzt Dich dafür ein, Patient:innen mehr in den Fokus zu rücken. Wie können wir proaktiv für Empowerment sorgen?

 

Ich bin der festen Überzeugung, dass Patienten die Kontrolle über ihre eigenen medizinischen Daten haben sollten. Dies ist der erste Schritt zum Empowerment in der Präzisionsmedizin. Indem wir Patienten die Kontrolle und das Verständnis ihrer eigenen medizinischen Informationen geben, ermöglichen wir ihnen, eine aktivere Rolle in ihrer eigenen Gesundheitsversorgung zu übernehmen.

 

Unboxing Healthcare: Wie sehen Deine Vorstellungen von einem Gesundheitswesen aus, dass die Chancen der Digitalisierung für sich nutzt?

 

Für mich bedeutet ein Gesundheitswesen, das die Chancen der Digitalisierung nutzt, die effiziente Nutzung von Echtzeitdaten durch fortschrittliche Technologie wie Künstliche Intelligenz. Durch die Erhebung und Analyse von Echtzeitdaten kann eine KI diese Informationen in nutzbare Erkenntnisse umwandeln, die in der klinischen Praxis angewendet werden können. Ein Gesundheitswesen, das in der Lage ist, beides zu meistern, hat den Sprung in die Präzisionsmedizin erfolgreich vollzogen.

 

Unboxing Healthcare: Wie würde für Dich das ideale Gesundheitswesen aussehen?

 

Für mich wäre das ideale Gesundheitswesen auf den Prinzipien des "Value Based Healthcare" aufgebaut. Wir müssen uns in Richtung einer objektivierbaren Medizin bewegen, bei der die Vergütung auf den Nutzen ausgerichtet ist und dieser Nutzen messbar ist. Die technologischen Grundvoraussetzungen dafür werden zunehmend geschaffen, und es ist unsere Aufgabe, diese Chancen zu nutzen und in der Praxis umzusetzen.

 

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1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Vom Ende der Medizin, wie wir sie kennen – Unboxing Healthcare am 26. September 2023 um 19:54

    […] und Umweltexpositionen, um einen gesunden Lebensstil zu fördern. KI-Algorithmen, wie jene von Symptoma oder Ada Health, unterstützen Ärzt:innen und Patient:innen bei der (Selbst)-Diagnose. […]

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